Nach dem der Ironman Zürich krankheitsbedingt nicht nach meinen Vorstellungen verlaufen war, hatte ich mich kurzerhand dazu entschlossen beim Ironman Mallorca zu starten, mit dem ich aus dem vergangenen Jahr ohnehin noch eine Rechnung offen hatte.Da ich beruflich seit dem Ironman Switzerland sehr eingespannt war, konnte ich zwar mein Trainingspensum normal durchziehen, musste aber klare Abstriche bei der Regeneration machen. Bevor das Tapering begann war ich daher mental wie körperlich ziemlich platt. Am Donnerstag vor dem Wettkampf kam ich dann trotzdem relativ gut erholt auf der Baleareninsel an. Leider wurde mein Rad auf dem Transport etwas an der Schaltung beschädigt, sodass mein Material zum Rennen leider nicht in Top Verfassung war.
Da das Wetter in Deutschland bereits herbstlicher wurde, freute ich mich auf einen warmen und trockenen Wettkampftag, bei dem ich einfach Spaß haben wollte. Am Abend vor dem Rennen wurde das Neoverbot bekannt gegeben, was mir persönlich entgegen kam.
Der Wettkampfmorgen verlief nach dem üblichen Schema ab und ich war bereits bei den letzten Vorbereitungen am Rad, als plötzlich das Schwimmen mit Neopren per Durchsage wieder erlaubt wurde. Die Wassertemperatur sei scheinbar um 2 Grad gesunken. Dies sorgte natürlich für ordentlich Unruhe in der Wechselzone. Nach dem Einschwimmen stand ich dann mit Neopren in der < 1 Stunden Start Box ehe es um 7:37 los ging.
Bereits nach wenigen 100 Metern hatte ich schwere Arme und meine Beine schmerzten. Ein sehr komisches Gefühl dass auch über die gesamte Strecke nicht so wirklich schwinden wollte. Ich kam zwar nach gut 59 Minuten aus dem Wasser, konnte damit aber irgendwie nicht so richtig zu frieden sein.
Der Wechsel verlief reibungslos und das Radfahren begann wie das Schwimmen aufhörte. Meine Beine fühlten sich an, als hätte ich am Vortag schon 200 Radkilometer absolviert. Glücklicherweise wurde es dann aber ab Kilometer 40 bis 50 stetig besser. Der Rhythmus wurde besser und die Wattzahlen waren gut. Kilometer 90 passierte ich dann nach 2:27h. Auf dem Anstieg zum Kloster Luc versuchte ich nicht zu viel Energie durch Leistungsspitzen zu verbraten. Auch nach der Abfahrt konnte ich weiter mein Tempo gehen, was mir letztes Jahr nicht so gut gelungen war.
Leider änderte sich dann schlagartig das Wetter und es zogen teilweise starke Regenschauer mit Gewitter über die Rennstrecke. Tiefe Pfützen machten das Fahren schwieriger und an einigen Kurven wurden die Athleten auf Schritttempo runter gebremst, da zuvor schon teilweise schwere Stürze passiert waren. Selbst im Schritttempo fühlten sich meine Slicks in den Kurven an, als wäre ich auf Glatteis unterwegs. Da es für mich in diesen Rennen um keine Zeit oder Platzierung ging, fuhr ich die restlichen Kurven etwas defensiver an um keinen Sturz auf dem letzten Teil der Radstrecke zu riskieren. Dies drückte zwar den Schnitt etwas nach oben aber mit einer 5:10h bei den Verhältnissen kann ich leben. Ein schneller zweiter Wechsel brachte mich nach ca. 6:17 Stunden auf die Laufstrecke. Es lief sich gut an, ich musste mich sogar etwas bremsen da der erste Kilometer deutlich unter 4:45 war. Bis zur Halbmarathonmarke wurde ich zwar etwas langsamer, konnte diese aber bereits nach 1:41h passieren.
Durch die immer wieder stärker werdenden Regenschauer bekam ich etwas Probleme mit meinem Wärmehaushalt. Ich begann zu frieren und mein Kreuz schmerzte, als wäre mir der Zug, von Wind und Nässe nicht bekommen.
Ich fing mich nach etwa 30km wieder und versuchte den Schnitt zwischen 5:00 und 5:20 min/km zu halten. Um mental bei der Sache zu bleiben, stellte ich mir im Rennen Rechenaufgaben. Nach gut 9:15 Rennstunden kam dann die Rechnung auf den Tisch: Wie schnell muss ich eigentlich den Marathon absolvieren um die 10 Stunden Marke zu brechen. Ich merkte, ohne Einbruch liegt es im Bereich des Möglichen. Ich quetschte alles aus mir raus – Meine Oberschenkel und mein rechter Fußheber limitierten den Vortrieb da sie ständig drohten zu zumachen.
Bei Kilometer 39 stellte ich die Anzeige meiner Uhr von den Laufdaten auf die Gesamtzeit um. Ein weiteres kurzes Rechenspiel signalisierte ein sehr enges Zeitfenster für Sub 10. Bei km 40 begann die lange Gerade am Meer entlang in Richtung Ziel und ich versuchte das Tempo anzuziehen um es nicht zu knapp werden zu lassen. Dies wurde jedoch mit deutlichen Krampferscheinungen quittiert. Die Minuten vergingen und das Ziel rückte nur langsam näher. Ich sah Kilometer 42 und das Schild, das signalisierte, wie man nach Runde 4 in Zielkanal gelangt. Ich zog den Zielspurt an und stoppte meine Uhr bei 9:59:53. Da ich wusste, dass ich bereits vor der Startmatte die Starttaste gedrückt hatte – Es hat gereicht! Trotz eines nicht optimalen Rennens, habe ich endlich die 10 Stunden Marke geknackt.
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Einen großen Dank geht natürlich an meinen grandiosen Support vor Ort sowie an Caroline Rauscher für die ideale Rennernährung durch NFT-Sport. Nach einer langen Saison geht es nun in die verdiente Saisonpause.
Bilder folgen in Kürze