Rennbericht Ironman Italy

Am vergangenen Samstag sollte es endlich soweit sein. Der Saisonhöhepunkt auf den das Training ausgelegt war, sollte in Cervia Italien über die Bühne gehen.

Auf der Anreise war noch nicht zu erahnen, dass die Zeit vor dem Wettkampf zehrender sein wird als das Rennen selbst. Nach der Anreise am Mittwoch wollte ich kurz die Startunterlagen abholen. Aus dem kurz wurden dann gut zwei Stunden, nach denen ich unverrichteter Dinge zurück ins Hotel ging. Ironman kam auf die grandiose Idee, die Startnummern etc. vor Ort zu drucken. Nur blöd, wenn die Drucker den Dienst quittieren und man dann ohne Vorwarnung auf den Folgetag vertröstet wird.

Donnerstag morgen 15 Minuten vor Öffnung der Registrierung war die Schlange schon wieder ähnlich lang wie am Vortag. Nach gut 30 Minuten warten war ich dann endlich an der Reihe und prompt viel der Drucker wieder aus. Nach weiteren 15 Minuten hatte ich dann endlich meine Unterlagen.

Ironman Italy - Storm
Ironman Italy - Storm

Der Vorwettkampftag brachte schon früh erste Gerüchte über eine potenzielle Absage. Der Start des Bike-Checkin wurde erst von 12 auf 13 Uhr und dann schließlich auf 16 Uhr verlegt, ehe schließlich am frühen Abend die offizielle Absage des Rennens bekannt gegeben wurde. Ein Unwetter mit Starkregen und Sturmböen bis 100km/h soll Cervia gegen 10 Uhr treffen.

So viel die übliche Anspannung vor dem Rennen erst einmal direkt ab. Am eigentlichen Renntag kam es dann wie angekündigt. Um 9 Uhr war noch strahlender Sonnenschein am Frühstückstisch, um 9:30 Uhr sah es schon nach Weltuntergang aus. Es tobte ein wilder Sturm bis in den frühen Nachmittag. Dixie-Klos flogen durch die Gegend und erste Bäume vielen dem Wind zum Opfer.

So schnell das Unwetter kam so schnell ging es auch wieder und Ironman gab bekannt, dass sie prüfen das Rennen mit dem 70.3 am Sonntag zu starten.

Im Hotelzimmer versuchte ich mich mit einer Rolleneinheit für ein Rennen „warm“ zu halten. Nach der Einheit klemmte der Boa-Verschluss meines Radschuhs und ich kam kaum aus dem Schuh. Mein eh schon angespanntes Nervenkostüm wurde nicht gerade entspannter, so würde ich am nächsten Tag nicht starten können. Den für den Boa-Verschluss passenden Schlüssel hatte ich natürlich nicht dabei. Hektisch mussten noch die Radläden in Cervia abgeklappert werden, um das passende Werkzeug zu finden. Glücklicherweise wurde ich recht schnell fündig und konnte das verklemmte Boa-Seil wieder entwirren.

Gegen 19:30 Uhr kam dann die Info, dass das Rennen stattfinden wird und der Checkin um 20 Uhr geöffnet wird. Um 20:30 Uhr reite ich mich dann in eine Kilometer lange Schlange ein. Nicht gerade das, was ich am Vor-Rennabend gebrauchen kann. Allerdings ging es dann schneller als gedacht und es gab nur noch ein Problem. Die Special-Needs-Beutel sollten aufgrund der besonderen Situation schon am Vortag und nicht am Rennmorgen abgegeben werden. Allerdings wusste keiner, wo sie abgegeben werden sollen. Letztlich konnte ich auch die Hürde meistern und lag dann gegen 23:30 im Bett.

Um 4:30 Uhr klingelte bereits wieder der Wecker. Frühstück, letzter Check am Rad, warmlaufen und dann ab in den Neo. Durch das Unwetter am Vortag war es am Morgen zumindest für mich sehr kalt. Im Startblock versuchten sich viele Athleten halbwegs auf Temperatur zu bringen, ehe es ab 7:25 Uhr für jeweils sechs Athleten im 10-Sekunden-Takt ins Wasser gingen. Ca. 1 bis 2 Minuten später ging es auch für mich los. Ich fand relativ schnell einen guten Rhythmus, hatte aber auf den ersten 1,5 bis 2 km einige Treffer von Händen und Füßen anderer einstecken müssen. Nach fast genau einer Stunde ging es auf die ewig lange Wechselzone. Ich hatte mir eine Zeit zwischen 58 bis 60 Minuten vorgenommen und war nur Sekunden darüber geblieben, daher ging es positiv gestimmt aufs Rad.

Auf dem kurvigen Stück aus der Stadt raus konnte ich schon einige Athleten, die vor mir aus dem Wasser sind, einsammeln. Es zeigte sich aber auch schon, dass es viele Gruppen geben wird, die auch meist nicht regelkonform unterwegs waren.

Die ersten 40 km waren schon vor der 1-Stundenmarke passiert und am einzigen ernstzunehmenden Anstieg der Strecke war ich bereits in der zweiten Verfolgergruppe angekommen. Auf dem Rückweg in Richtung zweite Schleife zeigte sich aber schon, wie voll die Strecke werden wird mit den Athleten aus Ironman und 70.3. Das machte das Rennen auch für mich gefährlich, da teilweise die Mittellinie überfahren wurde und es so zu vielen Stürzen gekommen ist.

Auf der zweiten Schleife fuhr ich dann auch auf die Profidamen auf. An den Verpflegungsstationen war viel Aufmerksamkeit gefordert, um erstens nicht zu stürzen und zweitens nicht leer auszugehen. Es wurde langsam wärmer und Wasser zum Kühlen wurde immer wichtiger. Nach 4:28 h ging es mit der gesamt 16. Radzeit und als 4. in meiner AK in die Wechselzone.

Ironman Italy - Run
Ironman Italy - Run
Ironman Italy - Run

Nach dem Wechsel in die Laufschuhe fand ich direkt meine Laufbeine. Von meiner Frau erhielt ich die Infos zur Platzierung und war guter Dinge noch einen schnellen Marathon laufen zu können. Doch bereits nach drei Kilometern wurde ich immer kurzatmiger und meine rechte Brust-/Bauch-Partie spannte sehr unangenehm. Ich musste mein Tempo deutlich reduzieren, um noch irgendwie vorwärtszukommen. Bis zum Ende der zweiten Runde war es eher ein Kampf gegen mich selbst als gegen die Uhr. Ab da wurde es auf wundersame Weise schlagartig besser und ich konnte mein eigentlich geplantes Tempo ohne Probleme gehen. Ich hatte da aber schon so viel Zeit auf die Kona-Slots verloren, dass ich ab Kilometer 35 mental auch einfach nicht mehr in der Lage war, weiter anzugreifen. Erschwerend kam noch die Situation hinzu, dass es an den Verpflegungsstellen so voll war, dass man nur noch an Getränke kam, wenn man stehen blieb. Nach 9:05 h kam ich zwar mit einer neuen persönlichen Bestzeit ins Ziel, war aber sehr enttäuscht, dass beim Marathon nichts zusammenlief.

Ironman Now Liveastream @ 4:33:00