Es ist schon ein paar Tage seit dem Ironman Italien vergangen, aber die Erholung für Kopf und Körper hat dieses Mal deutlich länger benötigt als bei anderen Rennen.
Nach dem überaus guten Rennen in Locarno war ich guter Dinge, mein Ergebnis vom Ironman Italien 2022 nochmals zu verbessern.
In Locarno hatte ich noch eine neue persönliche Bestzeit auf der Mitteldistanz aufgestellt, obwohl ich etwas zurückgehalten habe, um ideal vorbereitet in das Rennen in Cervia zu gehen. Die letzten Einheiten liefen auch sehr vielversprechend und gerade auf dem Rad war ich auf dem Papier so fit wie nie.
Die Anreise nach Bella Italien lief problemlos. Die Tage vor dem Rennen waren zwar auch von schlechtem Wetter geprägt, aber es flogen dieses Mal keine Dixie-Toiletten quer durch die Wechselzone.
Der Start und das Schwimmen
Am Samstagmorgen um 7:30 ging es dann also los. Nach den ersten 5 bis 10 Rolling-Start-Slots ging es dann auch für mich ins Wasser. Die ersten Meter waren geprägt von Wellengang und es war gar nicht so einfach ins Wasser zu kommen. Anschließend fand ich aber einen guten Rhythmus und der Wellengang hatte weiter draußen deutlich abgenommen.
Nach etwas über zwei Kilometer ging es nach zwei Rechtskurven wieder Richtung Wechselzone. Dort wurde das Wasser wieder deutlich unruhiger und ich hatte etwas Mühe, das Tempo zu halten. Ich plante mit einer Schwimmzeit von etwa einer Stunde und hoffte auf jeden Fall unter der Einstundenmarke zu liegen. Der Wellengang hat mir hier wohl knapp einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich verlies das Wasser bei etwas über einer Stunde.
Auf dem Weg zur Wechselzone merkte ich bereits, dass ich vor dem Aufstieg aufs Rad noch aufs Dixie musste. Nicht wünschenswert, aber besser als 4:30h so auf dem Rad zu sitzen. Nachdem alles erledigt war und ich mein Rad vom Ständer gegriffen hatte, ging es los auf die Radstrecke.
Nicht die besten Beine auf der Radstrecke
Die ersten zehn Kilometer fühlten sich meine Beine schwer an und schmerzten richtig. Ich hatte Mühe, an der mit mir gestarteten Gruppe dran zu bleiben und die Wattwerte waren sehr deutlich unter dem, was ich mir vorgenommen hatte. Mir gingen erste Gedanken durch den Kopf, wie das weiter gehen soll. Es wartet noch ein langer Tag auf mich und mit den Beinen würde ich wohl den einzigen wirklichen Anstieg der Strecke hochschieben müssen. Mit positiven Gedanken versuchte ich mich aber in das Rennen zu kämpfen.
Nach den ersten 20 Kilometern ging es dann auf die Schnellstraße und meine Wattwerte waren auf einmal da, wo ich sie haben wollte. Ab da war es aber ein ständiges auf und ab zwischen dem, was ich mir vorgenommen habe und schmerzenden Beinen und fallenden Wattwerten.
Glücklicherweise hatte ich immer bei besagtem Anstieg gute Beine und schieben blieb mir erspart. Auf der zweiten Runde wurde es sehr voll. Wie bereits vor zwei Jahren bildeten sich Gruppen wie bei der Tour de France und einige Mitstreiter nahmen es mit der Windschattenregel alles andere als genau. So musste man höchst konzentriert sein auf den Passagen, auf denen Gegenverkehr war, da dort teilweise in 3er Reihen gefahren wurde und man selbst auch überholen wollte.
Obwohl ich etwas frustriert über die niedrigen Wattwerte war, konnte ich auf dem letzten Stück Richtung Wechselzone noch gut Tempo machen und stellte schlussendlich mein Rad nach 4:39h wieder in der Wechselzone ab. Schlussendlich bin ich 10-15 Watt unter meinem Race-Plan gefahren, was etwas ernüchternd war. Ich hoffte, die weniger verbrauchte Power dann beim Laufen nutzen zu können.
Der abschließende Marathon
Die ersten Meter vom Radabstieg bis zum Radständer fühlten sich gut an, aber ich hatte schon wieder das Bedürfnis, das Dixie aufzusuchen. So versaute ich auch die zweite Wechselzeit mit einem kurzen Pinkelstopp, ehe es dann mit Laufschuhen auf die Strecke ging.
Die erste von vier Runden lief ich minimal schneller als vorher geplant, da ich aber beim Rad nicht ganz auf Kurs war, wollte ich mich nicht zu sehr einbremsen. Dies taten meine Beine dann aber bereits in der zweiten Runde. Auch ihr war es wieder ein up and down mit schmerzenden Beinen und ich musste die Pace deutlich reduzieren, um nicht gehen zu müssen. In der dritten Runde musste ich dann nochmals das Dixie für einen kurzen Stop aufsuchen, was meine Motivation weiter durchzuziehen, stark bremste.
Die Anfeuerungen meiner Familie am Ende der dritten Runde gaben aber wohl noch mal einen Motivationsschub. Obwohl sich meine Beine miserabel anfühlten, konnte ich in der vierten Runde noch mal deutlich schneller laufen als in den vorangegangen beiden Runden. Mit dem Blick auf die Uhr hatte ich mir auch noch ein kleines Minimalziel von unter 9:20h gesetzt. Letztlich konnte ich wenigstens dieses Ziel erreichen und ich lief nach 9:18h so platt wie nie über die Ziellinie.
Im Athletes Garden war ich erst mal frustriert, da es den ganzen Tag nicht so 100% laufen wollte und dass ich mein Rennplan nicht abrufen konnte. Auf der anderen Seite ist das Rennen ein solides Ergebnis und bei der Langdistanz kann so vieles passieren. Aber natürlich möchte man an Tag X gerne das abrufen, für was man trainiert hat.
Ironman Weltmeisterschaft 2025
Am Folgetag wurden noch die Plätze für die Ironman Weltmeisterschaft im kommenden Jahr ausgegeben. Glücklicherweise verzichteten ein paar Athleten vor mir auf ihren Platz und so konnte ich mir im Rolldown meine zweite Teilnahme bei der WM sichern.
à bientôt Nice