Rennbericht Ironman Zürich 2016

Eine gute Vorbereitung nimmt ein schlechtes Ende. Pünktlich, bevor es in die Wettkampfwoche ging, musste ich leider krankheitsbedingt das Bett hüten. Ein Nebenhöhleninfekt mit starkem Schnupfen und leichtem Fieber legte mich am Wochenende vor dem Wettkampf flach. In der Rennwoche ging es mir dann, durch die fürsorgliche Pflege meine Freundin, Tag für Tag etwas besser.

Die kurzen Trainingseinheiten in der Wettkampfwoche, die dazu dienen den Körper nicht ganz herunterzufahren, verliefen ganz gut. Auch die letzten kurzen Einheiten zum Materialcheck am Rennvortag machten Mut, dass ich am Wettkampftag bis auf etwas Schnupfen in einer guten Form sein sollte.

Am Wettkampfmorgen ging es dann für alle Agegrouper ab 6:45 Uhr ins Wasser. Alle 8 Sekunden wurden 8 Schwimmer ins Wasser gelassen. Ich ordnete mich in der < 60 min. Gruppe ein und ging in der fünften Startreihe ins Wasser. Ich fand zwar schnell meinen Rhythmus, merkte jedoch schon früh, dass das letzte µ Körperspannung an diesem Morgen fehlte und meine Wasserlage nicht die Beste war. Nicht ganz nach Plan aber immer noch mitten im Geschehen stieg ich nach 1:01:24 aus dem Zürichsee und machte mich auf in die Wechselzone zu meinem Rad. Im Wechselzelt ging es dann mit dem gebrauchten Tag erst richtig los. Auf der Bank sitzend beugte ich mich nach vorne, um mein Wechselbeutel zu leeren, da stürmte ein unachtsamer Mitstreiter an mir vorbei und haute mir im vollem Lauf sein Knie in mein Gesicht. Für meine ohnehin schon angeschlagenen Nebenhöhlen fühlte sich der Zusammenstoß natürlich alles andere als gut an.

Auf dem Rad angekommen verliefen dann die ersten 60 km nach Plan. Jedoch hatte ich etwas zu kämpfen mit einer immer mehr laufenden Nase. Beim langen Anstieg nach Forch bekam ich auch wieder zunehmend Kopfschmerzen. Ich dachte eigentlich nach 10 Tagen Tee und Medikamente gegen die Probleme mit meinen Nebenhöhlen wäre ich wieder fit. Ich versuchte mich abzulenken und gezielt den Kopf etwas zu kühlen. Die Wattzahlen gingen zwar etwas runter aber ich lag bis zur Stadteinfahrt Zürich noch gut im Rennen. Die letzten 10 bis 15 km, der zwei Mal zufahrenden 90 km Runde gingen vorbei wie im Flug, da der Heartbreak Hill ein Tour de France Feeling versprach. Nach 2:28 Stunden passierte ich das erste Mal die Wechselzone und machte mich wieder auf in Richtung Rapperswil auf die zweite Rad-Runde. Auf der langen Geraden aus Zürich raus, fuhr ich ziemlich alleine und kämpfte Meter für Meter dagegen an, nicht noch mehr Druck auf dem Pedal zu verlieren. Ab diesem Zeitpunkt gab mir mein Körper das Gefühl in den Reservemodus zu fahren.

Auf den letzten 30 km bis zum zweiten Wechsel wurde ich wieder etwas schneller, jedoch kam zu meinem anhaltenden Kopfweh auch noch Schwindel hinzu und mein Körper und Geist schienen nicht mehr im Einklang zu stehen. Die letzte Abfahrt vom Heartbreak Hill war daher eine doppelte Herausforderung. Weitere 10 Kilometer und ich hätte vermutlich mein Rad abstellen müssen.
Nach 5:10 Stunden war ich daher froh sicher in der Wechselzone mein Rad abstellen zu können. Mit der absolvierten Radleistung war ich zwar gut 10 Minuten über meiner anvisierten Zielzeit, war mir jedoch sicher, wenn das Laufen einigermaßen geht, noch deutlich unter 10 Stunden bleiben zu können.

Mit einem schnellen Wechsel machte ich mich auf zur Laufstrecke aber dort holte mich schon bald die Realität ein. Ich lief relativ verhalten los, aber die Kopfschmerzen ließen nicht mal dieses Tempo so richtig zu. Jeder Schritt hämmerte sich in meinen Kopf und gleichzeitig hatte ich noch etwas Probleme ausreichend Luft zu bekommen. Nach 1,5 km schüttete ich mir dann an der ersten Verpflegungsstelle erst mal gefühlt 10 Becher Wasser über den Kopf, was eine kurzzeitige Besserung zeigte – und nach den anfangs ersten Gedanken, direkt in die Wechselzone zurückzulaufen, hatte ich wieder etwas Lunte gerochen.

Die ersten 10,5 km vergingen dann zwar nicht sonderlich schnell aber halbwegs flüssig vorüber. Nach dem ich noch als 26. in meiner AK vom Rad gestiegen bin, war mir schnell klar, dass ich meine Position nicht halten, geschweige denn verbessern kann und somit nur noch das Finish zählte. Das immer wärmer werdende Wetter sorgte nicht unbedingt dafür, dass ich mit meinen „Problemchen“ besser zu Recht kam. Das Atmen viel mir auch im weiteren Lauf nicht leichter und ein Tempo von 5:30 bis 6:00 Minuten auf den Kilometer machten nicht unbedingt Spaß – vor allem, wenn man weiß, was man laufen kann, wenn man wirklich 100 % fit ist.

Ohne meine Familie als grandiosen Support an der Strecke wäre ich wahrscheinlich nach der zweiten Runde irgendwo ausgestiegen und hätte mich über mich, meine doch noch existierenden Bazillen und irgendwelche Verschwörungstheorien oder Sonstiges ausgelassen. Es enttäuscht mich sehr, wie so eine Schwäche die lange Vorbereitungszeit zunichtemachen kann. Nach 10:30 Stunden Kampf gegen mich selbst kam ich dann doch noch ins Ziel und war froh wenigstens das Finish erreicht zu haben. Leider konnte ich meinen eigenen Anspruch nicht gerechnet werden aber mit einer nicht vollständigen Gesundheit ist an diesem Tag leider einfach nicht mehr drin gewesen.