Am vergangen Wochenende stellte ich mich noch ein zweites Mal der Herausforderung Langdistanz für diese Saison. Nachdem ich bei der Challenge Roth mit einem Sonntagsspaziergang recht wenig Regeneration im Nachgang benötigte konnte ich im Training nochmals systematisch an meiner Form feilen. Für den Kurs in Mallorca war ich guter Dinge eine ordentliche Zeit auf das Papier zu bringen. Ich sah schon vor dem Rennen, dass eine mögliche Qualifikation für den Ironman Hawaii 2016 eine fast aussichtslose Aufgabe war, da Athleten mit Bestzeiten unter 9 Stunden auf der Startliste geführt waren. Mit einem sehr guten Rennverlauf sprach ich mir geringe Außenseiterchancen zu.

Die letzten Tage vor dem Rennen konnte ich bei angenehm warmen Temperaturen die Insel genießen und freute mich auf das Rennen am Samstag. Seit der Anmeldung ging ich eigentlich von einem Neopren-Verbot aus, da die Temperaturen vom Mittelmeer jenseits der zulässigen 24,5 Grad waren. Nach einem kurzen Schauer am Donnerstag wurde dann doch zu Gunsten des  Neoprenanzuges entschieden, was das Schwimmen zu einer heißen Angelegenheit machte.

Um 7.37 Uhr ging es dann 7 Minuten nach den PRO-Herren und 5 Minuten nach den PRO-Damen auf den 3,8 Kilometer langen Kurs. Ich ordnete mich in der Gruppe der < 1 Stunde Athleten ein. Die ersten gut 2 Kilometer waren die härtesten die ich je miterlebt habe. Es wurde gehauen, getreten, gezogen wie in einem Boxkampf. Kurz vor dem Landgang nach rund 2,4 Kilometern wurde es etwas angenehmer. Der lange und sehr flache Bereich aus dem Wasser an Land und zurück auf den zweiten Teil der Schwimmstrecke, ließ den Puls ordentlich in die Höhe schnellen, da es mit Neopren ziemlich heiß und anstrengend war, laufenderweise aus den Fluten und wieder zurück zukommen.

Nach etwas über 58 Minuten war ich dann aus dem Wasser und auf dem langen Weg in Richtung Wechselzone. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass ich im Wasser nicht unbedingt den idealen Weg genutzt hatte (4096 Meter). Fast 5 Minuten dauerte der Weg vom Strand durch die Wechselzone ans Rad und zum Radausgang. Bis Dato war ich in meiner Altersklasse auf Rang 23.

Auf dem Rad konnte ich schnell meine Position einnehmen und mich weiter auf den Weg nach vorne machen. Trotz der für mich grenzwertigen Temperaturen beim Schwimmen im Neopren, fühlte ich mich sehr gut und konnte ordentlich Druck aufs Pedal bringen. Kilometer 40 passierte ich bereits nach knapp über einer Stunde. Den Abschnitt zwischen Kilometer 50 und 90 konnte ich sogar unter einer Stunde bewältigen. Somit ging ich nach 2:23 Stunden auf den zweiten Teil der Strecke, der noch den langen Aufstieg über 15 Kilometer beinhaltete. Ab Kilometer 100 wurde es etwas mühsamer zum fahren, da der Wind stärker wurde. Im Anstieg zum Kloster Luc musste ich dann die Gruppe, welche lange Zeit hinter mir gefahren ist ziehen lassen um nicht schon vor dem zweiten Wechsel zu explodieren. Nach der traumhaften Abfahrt vom Kloster, blieb es bis in die Wechselzone weitestgehend flach. Auf den letzten 30 Kilometer bekam ich etwas Krämpfe im Oberschenkel, die sich aber wieder legten. Nach 5 Stunden und 12 Minuten stellte ich mein Rad in der Wechselzone ab.

Nach einem schnellen Wechsel lag ich in der Zwischenzeit auf dem 21. Altersklassenplatz und freute mich wie nie auf den Marathon, da meine neue Rennverpflegung von Caroline Rauscher (Nutritional Finetuning) voll aufging und ich mich richtig frisch fühlte. So fand ich recht schnell mein geplantes Lauftempo bei 4:40 min/km. Die ersten Kilometer funktionierte das sehr gut, doch bereits nach rund 5 bis 6 Kilometer begannen meine Oberschenkel an zu schmerzen. Ich änderte meinen Plan und versuchte mit einem etwas langsameren Tempo gleichmäßig weiter zu laufen. Bis kurz vor der Halbmarathon-Marke lief ich im Schnitt 5min/km. Danach brach das Tempo ein, da meine Beine immer mehr zu machten. Bis Kilometer 35 brach das Tempo nochmals deutlich ein, ehe ich eine zweite Luft bekam und das Tempo wieder etwas schneller wurde. Mir war bereits beim Einbruch der Geschwindigkeit klar, dass ein Hawaii-Slot niemals machbar ist. Dazu hätte ein Erste-Sahne-Lauf auf den 42 Kilometern stattfinden müssen. Da es gegen Ende des Laufs spürbar besser wurde wollte ich wenigstens den Marathon noch unter 4 Stunden finishen. Dies gelang mir mit einer Zeit von 4:02 h knapp nicht. Nach einer Gesamtzeit von 10:20 Stunden lief ich am Strand von Alcudia über die Ziellinie. Mit der Zeit nicht ganz zufrieden, jedoch mit der positiven Erkenntnis, dass ich mit der richtigen Ernährung d.h. ohne Übelkeit, Energielöchern und Magenproblemen finishen konnte.

Eigentlich könnte ich meinen Wettkampfbericht an dieser Stelle schließen. Den Ironman Mallorca gefinished, zwar weit außerhalb der Hawaii-Slots, die aber auch mit Zeiten von 9:08 Stunden über meinem Niveau lagen. Als ich im Hotel eintraf und meine Nachrichten auf dem Smartphone abrief, erfuhr ich von einem Freund und Arbeitskollegen, dass in den Ergebnislisten ein „DQ“ für disqualifiziert steht. Kurzerhand ging es zurück ans Wettkampfgelände. Nach einer gefühlten ewig  dauernden Suche des Wettkampfgerichts, erfuhr ich, dass ich eine Zeitstrafe für Windschattenfahren erhalten hätte. Diese aber nicht vorschriftsmäßig in der Penalty Box abgesessen habe.
Sofort reichte ich Protest ein, denn ich fuhr die 180 Kilometer steht’s Regelkonform und hatte keinerlei Kontakt zu einem Kampfrichter. Mir wurde ein Beleg des Kampfrichters vorgelegt auf dem mein Vergehen festgehalten wurde. Nach kurzer Sichtung konnte ich anhand meiner Durchgangszeiten widerlegen, dass ich dieses Vergehen nicht begangen habe konnte. Außerdem war die vermerkte Rad-Marke auch nicht korrekt. Ich dachte schon die Sache war erledigt, als mir ein weiterer Zettel vorgelegt wurde.
Dort wunderte mich, dass die einzelnen ausgefüllten Zeilen mit Pfeilen versehen oder fehlerhaft bis gar nicht ausgefüllt waren. Meine angebliche Startnummer stand in der Zeile der Uhrzeit des Vergehens und dort wo sie stehen sollte stand eine hohe siebenhunderter Nummer.
Ich bat die Kampfrichter mir zu erklären wann und wo das Vergehen stattgefunden hat. Die unterschiedlichen zuständigen Personen erzählten unterschiedliche Geschichten aus dem Sammelsurium der notierten Zahlen und Informationen. Mir wurde empfohlen am nächsten Morgen nochmal vorbei zu schauen, da die Schiedsrichter Nachts noch darüber Tagen würden. Am nächsten Tag häuften sich die widersprüchlichen Aussagen doch mein Einspruch wurde mit einem „der Kampfrichter hat bestätigt, dass er ihnen die Karte gezeigt hat und mit ihnen gesprochen hat“, abgelehnt. Mir blieb nichts anderes übrig als mit einem „DQ“ die Heimreise anzutreten.

Somit kann ich mit einem lachenden (richtige Ernährung gefunden, gute Rad und Schwimmleistung) und einem weinenden (Laufperformance, dilettantisches Schiedsgericht) Auge an den Ironman Mallorca zurück denken.